Big Game Fishing auf den Malediven

Natürlich durfte während unserer knapp zweiwöchigen Reise in das Baa Atoll auf den Malediven auch eine Angelkomponente nicht fehlen. Aus diesem Grund hatte ich mir im Vorfeld noch alles Nötige besorgt, um auf die Jagd nach Meeresräubern gehen zu können. Als Rute erstand ich vergleichsweise günstig eine gebrauchte Balzer 71° North Seawaver Travel mit 275cm und 50-175g Wurfgewicht, die zusammen mit einem Transportrohr kommt, das optimal in einem Reisekoffer untergebracht werden kann. Bei der Rolle entschied ich mich für eine 4000er Penn Pursuit IV, die ich im lokalen Angelshop mit mehrfarbiger, geflochtener Balzer-Schnur bespulen ließ. Zusätzlich kaufte ich noch ein paar Salzwasser-Wirbel und Hardmono-Vorfachschnur in 0.5er Stärke. Damit sollte ich für die meisten Zwecke ganz gut gerüstet sein, nahm ich zumindest an. Ein paar zufällig zusammengewürfelte Köder kamen ebenfalls mit in den Koffer.

Im traumhaft schönen Ressort angekommen, gab es leider direkt den ersten kleinen Dämpfer für meine Angelmotivation: leider bekam ich von Management des Ressorts keine Freigabe für das Fischen von der Insel oder ihren Einrichtungen. Da mir auch die angebotenen Ausflüge nicht wirklich adäquat erschienen, musste demnach ein anderer Plan her. Zwar bietet das Ressort auch einen ‚Sunset Fishing Trip‘ an, auf dem ich mein mitgebrachtes Gerät hätte nutzen dürfen, aber das war nicht unbedingt das, was ich mir vorstellte, da bei diesen Trips mit Handleinen auf Rifffische geangelt wird. Außerdem dauerte dieser Ausflug lediglich zwei Stunden und es wären selbstverständlich noch andere Gäste mit von der Partie gewesen wäre. Da ich um unseren Wasserbungalow herum jeden Tag Thunfische und Blauflossen-Makrelen beim Jagen beobachten konnte, war meine Lust dann doch eher auf etwas anderes geweckt.

Um für genau diesen Fall gewappnet zu sein, hatte ich im Vorfeld ein paar Anbieter von Big Game Fishing-Trips ausfindig gemacht und kontaktiert. Einer davon antwortete prompt und wir wurden uns auch finanziell recht schnell einig, sodass letztlich nur noch ein Tag festzulegen war. Die ersten Urlaubstage wollten wir noch in trauter Zweisamkeit beim Sonnenbaden und Schnorcheln verbringen, in der zweiten Woche war es dann aber soweit: um 5:40 Uhr holte ich mein Lunch-Paket an der Rezeption ab und suchte anschließend den Bootsanleger der Tauchschule auf, wo wir uns verabredet hatten. Überpünktlich kamen Mohamed und Naai mit einem kleinen Speedboat an, das zwar jede Menge Angelgerät, aber leider kein Sonnensegel hatte.

Auf den ersten paar hundert Metern machten wir uns miteinander bekannt, bevor wir das erste Mal die Schleppruten für Marlin und Gelbflossen-Thunfisch ausbrachten. Da das zunächst keinen Erfolg brachte, versuchten wir unser Glück als nächstes beim Popping, dem oberflächennahen Fischen über dem Riff. Leider hatte an diesem Tag die Strömung gedreht, sodass an dem speziellen Riff nicht sonderlich viel Fischaktivität zu verzeichnen war. Ohne Biss an beiden Ruten fuhren wir weiter, und das eine ganze Weile. Streng genommen sogar bis in das benachbarte Raa Atoll.

Dort angekommen gab es auf einen Schlag richtig viel Action. Wir suchten den Horizont nach Vögelschwärmen ab, die in der Regel ein guter Indikator für jagende Thunfische sind. Dabei gehört eine gehörige Portion Erfahrung, aber auch einiges an Glück dazu, die Bewegung der Beutefische vorherzusehen und ihnen rechtzeitig genug zu folgen, um ein paar Würfe in das heillose Chaos, das die Räuber verursachen, machen zu können.

Einmal gelang es unserem Kapitän Mohamed perfekt und wir kamen nah genug an die überall aus dem Wasser springenden Thunfische heran. Im richtigen Moment landete ich einen Wurf mitten in die Räuber hinein und schon nach wenigen Augenblicken ertönte das so sehnlich erhoffte Surren der ablaufenden Schnur! Mir war gar nicht bewusst, dass die überhaupt noch offen war, den Fisch interessierte das jedoch überhaupt nicht. Erst nachdem ich die Bremse etwas zugedreht hatte, konnte ich mit dem Drill beginnen. Mehrere Minuten lang rang ich mit dem kampfstarken Fisch, der sich nur widerwillig in unsere Richtung manövrieren ließ und erneut floh, sobald er das Boot auch nur zu Gesicht bekam. Meine Guides nickten anerkennend und erzählten mir später, dass es sich um einen Fisch jenseits der 15kg-Marke gehandelt hatte. Als ich die Bremse nach und nach weiter zudrehte, passierte es aber: Mohamed hatte den Landungshaken schon in der Hand und auch schon einmal nach der Schnur gegriffen, um den Thun sicher zu landen, doch der war noch nicht müde genug und zog erneut ab. Also drehte ich die Bremse erneut ein Stück zu – und das war dann zu viel des Guten: der Fisch nahm die letzte Kraft zusammen und tauchte nochmals ab, der Albright-Knoten als Verbinder zwischen Hauptschnur und Vorfach gab nach und der Fisch schwamm mitsamt des Köders und dem Vorfach davon. Aber seht selbst, anbei ein kurzes Video der leidvollen Erfahrung:

Den kompletten Drill könnt ihr Euch hier auch noch einmal aus POV-Sicht meiner GoPro anschauen:

Danach war, wie ihr Euch denken könnt, die Luft ein bisschen raus. Trotzdem wollten Mohamed und Naai mir noch etwas bieten und mir natürlich auch noch einen Fisch ans Band bringen. Aus diesem Grund lenkten wir das Speedboat schon langsam wieder in Richtung Hotelinsel, legten aber noch einen Stopp an einem einer unbewohnten Insel vorgelagerten Riff ein, an dem wir es noch einmal mit dem Jiggen versuchen wollten. Bei dem, was man auf den Malediven unter Jiggen versteht, wird ein dünner Metallköder, der einem Seeforellenköder nicht unähnlich ist, bis zum Grund abgelassen und dann mit schnellen Jig-Bewegungen vor dem Riff nach oben geholt. Der ungeübte Angler kann dabei schon mal eine recht lustige Figur abgeben, ganz besonders wenn die maledivischen Fischer die Kurbel an der rechten Seite ihrer Rollen montiert haben, und man die Rute mit der ungeübten linken Hand führen muss. Daher war es nicht verwunderlich, dass der einzige Fisch des Tages nicht an meiner, sondern an Naais Rute einstieg, der den Drill allerdings mir (als zahlendem Kunden) überließ. Im Vergleich zum Gelbflossenthun war das ein sehr einfacher und kurzer Drill, an dessen Ende ich einen Red Bass (Snapper) ins Boot bringen konnte. Da weder ich noch die beiden Jungs den Fisch verwerten wollten, ließen wir ihn im Anschluss wieder schwimmen. Ein Beweisfoto gibt es natürlich trotzdem:

Das war es dann aber auch für diesen Trip. Wir fuhren zurück und natürlich nagte der verlorene Fisch in den nächsten Tagen so stark an mir, dass ich es auf einen zweiten Angelausflug ankommen ließ. Ob wir dort erfolgreicher waren, das könnt ihr im nächsten Blogpost lesen. 😊


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