Meeresräuber auf den Malediven!

Nachdem der erste Angeltrip im Baa Atoll leider doch eher enttäuschend geendet hat, stand natürlich außer Frage, dass ich alles versuchen würde, noch einen zweiten Trip zu unternehmen, um doch noch zum gewünschten Fangerfolg zu kommen. Glücklicherweise willigte Kapitän Mohamed ein, auf die zweite Tour einen nicht unerheblichen Nachlass einzuräumen, da meine Barmittel bereits weitestgehend erschöpft waren, und so starteten wir am Donnerstagmorgen noch einmal vor Sonnenaufgang los, um unser Glück zu versuchen.

Diesmal ließen wir das Trolling auf Marlin und Yellow-Fin direkt weg, um so schnell wie möglich das Raa Atoll zu erreichen, in dem die beiden bessere Chancen auf Thunfische erwarteten. Wir trafen recht bald auf andere Boote einheimischer Fischer, sodass wir das Gefühl bekamen, am richtigen Fleck zu sein. Wir patroullierten mehrfach vor den Inseln des Atolls auf und ab, immer Ausschau nach Vögeln und springenden Fischen haltend, doch wir trafen nur auf die kleineren Vertreter der Thunfische, leider nicht auf Gelbflossen. Schließlich probierten wir es sogar mit Livebait, wozu wir uns einen kleinen Thunfisch fingen, der einen Haken durch das obere Maul bekam und danach sofort wieder Schwimmen durfte. Doch leider brachte auch das nicht den gewünschten Erfolg, sodass ich einen Wechsel vorschlug: statt weiter auf große Thunfische zu angeln, stellten wir lieber den kleineren Fischen nach, um wenigstens ein paar Treffer zu landen. Beim Casting sollte das noch nicht klappen, doch beim Trolling mit von Mohamed selbstgebastelten Ködern waren wir dann doch erfolgreich. Dabei wird ein Stück durchsichtiger Gummischlauch über einen Metallstift geschoben und hinten mit roten Fransen bestückt. Dieser Köder wird dann bei 4-5 km/h hinter dem Boot hergezogen und hin und wieder über Rutenbewegungen verführerisch angeboten. Insgesamt drei der silbernen Torpedos stiegen uns auf diese Weise ein. Wenn ihr sehen wollt, wie das abläuft, könnt ihr Euch das folgende Video ansehen:

Nachdem ich glücklich war, endlich ein paar Fische ans Band bekommen zu haben und aufgrund der großen Entfernung zurück zum Baa Atoll beschlossen wir, die Thunfische ab sofort in Ruhe zu lassen, und langsam den Rückweg anzutreten. Allerdings nicht ohne noch einen Zwischenstopp bei einem weiteren Riff einzulegen, über dem wir es noch einmal mit Stickbaits versuchen wollten. Zwar stellten sich bei mir inzwischen deutliche Ermüdungserscheinungen von den vielen Würfen mit den doch fast 100g schweren Ködern ein, doch von Aufgeben konnte selbstverständlich keine Rede sein. So warfen wir immer wieder über die Riffkante und holten die Köder mit harten Schlägen in die Rute wieder ein. Mohamed versuchte sein Glück mit einem für unsere heimischen Verhältnisse monströsen Top-Water-Köder, ich warf weiterhin den Noeby Pencil Stickbait in den indischen Ozean.

Als meine Würfe bei immer müder werdenden Armen langsam kürzer wurden, passierte auf einmal etwas, das mich sofort wieder hellwach werden ließ: bei einem Wurf, der nur so weit über die Riffkante ging, weil unser Boot bereits so nah an das Riff getrieben war, zog ich den Köder mit schnellen, ruckartigen Rutenschlägen zu mir heran, als es auf einmal einen harten Einschlag gab und Schnur von der Bremse ablief. Bei dem Zug und dem Tempo des Schnurablaufs war schnell klar, dass das kein kleiner Fisch sein konnte. Schnell steuerte Mohamed das Boot weg vom Riff, sodass ich in Ruhe drillen konnte, ohne einen Abriss fürchten zu müssen. Dieser Räuber verlangte mir in den nächsten Minuten wirklich alles ab, vor allem, weil ich auch nur überaus vorsichtig mit der Bremse hantierte, um nicht denselben Fehler wie drei Tage zuvor zu machen. Doch es ging alles gut und der Drill machte trotz der immensen Anstrengung wahnsinnig viel Spaß. Am Ende zog ich eine (von den beiden Experten geschätzt) 7kg schwere Blauflossenmakrele an die Oberfläche, die wir dann auch sicher mit dem Landungshaken ins Boot befördern konnten. DAS war der Fang, den ich mir erhofft hatte! Klar, kein Yellow-Fin, aber der erhoffte große Meeresräuber! Leider ist das Video des Drills etwas getrübt, weil ich gleich zu Beginn mit dem frisch mit Sonneschutz eingecremten Handrücken an die Linse gekommen bin. Falls ihr es Euch trotzdem ansehen wollt: voilà.

Danach beschlossen wir, endgültig den Rückweg in Angriff zu nehmen, zumal ich jetzt wirklich am Ende meiner Kräfte war. Einmal mussten wir allerdings doch noch einmal stoppen, und zwar als wir auf eine riesige Schule Delfine stießen! Mohamed lenkte das Boot mitten hinein und bedeutete mir, den Köder noch einmal auszuwerfen. Mir war das zunächst noch suspekt, doch er erklärte mir, dass sich vor den Delfinen auch häufig Gelbflossen-Thunfische aufhalten. Das versuchten wir nur kurz, denn ich beschloss, das Spektakel lieber nur zu beobachten. Die Delfine kamen sogar bis auf einen Meter an das Boot heran, Wahnsinn! Das war es dann auch wirklich und wir fuhren überglücklich zurück – jedenfalls ich, von den anderen beiden weiß ich das nicht so genau…

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